Wer mal wissen wollte, wie sehr viele Spiele zu Invincibles-Zeiten ausgesehen haben, hat am Samstag einiges an Hinweisen erhalten: Arsenal absolut on top, ´2-0 up and cruising´, alles im Griff, der Gegner findet kaum statt, aber kurz vor Schluß fällt das 2-1 aus dem Nichts und die Schlußphase ist ein wenig zittrig. Gefühlt tausendmal gesehen, sowas …
Arsenal und „2-0“ sind nicht immer die besten Freunde … damals wie heute kriegen wir es viel zu selten hin, dem Gegner den Garaus zu machen. Wobei man allerdings sagen muss, dasss die heftige Verletzung von Jurrien Timber einen deutlichen Bruch ins Spiel gebracht hat. Arme Sau, nie ist er verletzt, kaum ist er bei Arsenal, ist das Kreuzband fällig – kann man sich nicht ausdenken …
Natürlich habe ich im Stadion auf unsere 3 Neuen geachtet, alle waren sehr gut unterwegs, vor allem aber Timber: Stellungsspiel, Zweikampfverhalten, Spielverständnis, Einsatzfreude, Zusammenspiel mit den Kollegen – impressive. Hat sich richtig gut eingebracht und ist doch schon wieder weg, bevor es richtig losgeht. Boah. Ansonsten: Havertz richtig gut gegen den Ball – in der ersten Hälfte konnte man gut sehen, wie Arteta sich das vorstellt mit schnellen Balleroberungen nach vorherigen Ballverlusten – auch und gerade mit Havertz. Und v.a. Rice – was für eine Maschine. Und torgefährlich ist er auch noch …
Das Spiel war kein Leckerbissen, aber gewonnen ist gewonnen. Das ist die Hauptsache – ich will ja nicht zwingend guten Sport (wenn´s passiert, macht das natürlich nix), sondern Arsenal siegen sehen. Und das hab´ ich.
Antizipation ist ja manchmal ganz hilfreich und so war ich am Samstag mal deutlich früher im Stadion. Den Weg hier auf dem Bild bin ich ne gute halbe Stunde vor dem Spiel ganz entspannt langgegangen, ohne Gedränge. Und war binnen 1, 2 Minuten im Stadion. Mein Season Ticket habe ich seit letzter Saison in der Wallet und die NFC-Technologie funktioniert. Da war noch Zeit für ein Camden Hells (für schlanke 6,95), im Umlauf nichts von Hektik zu spüren, aber als ich 5 Minuten vor Anpfiff zum Platz bin, war das Stadion doch arg leer. Man kennt ja die Stampede kurz vor Anpfiff, wo sich ein leeres Stadion schlagartig füllt, aber das war schon irritierend. Prompt kam die Durchsage, dass der Kickoff um 30 Minuten verschoben wird. Spannend …
Heute (Mittwoch) Abend hatten wir internationales SC-Meeting, wo Arsenal kundtat, das es schlicht ein kurzzeitiger Serverzusammenbruch war. So lief die Anlage nach kurzer Zeit wieder und um 13 Uhr war das Stadion voll. Ziemlich. Waren schon etliche leere Plätze, auch und gerade da, wo alles Season Tickets sind. Einige Hackfressen haben es immer noch nicht nötig, die Tickets weiterzugeben (Transfer/Exchange). Oder schicken Leute, die das Ganze nur so semi interessiert. Neben mir so´n Bankertyp, der da mit nem Kaffee ankam, als wäre es eine Kunstausstellung. Support natürlich gleich null. Wie leider bei vielen im Stadion.
War die Stimmung zum Start noch richtig gut, wurde sie im Laufe des Spiels immer schlechter. Kurioserweise erst recht nach dem 2-0 und die zweite Halbzeit war ein Trauerspiel. Auch von der Ashburton Army kam wenig. Klar, Saisonstart, Mittags-Kickoff, keine Zeit zum Vorglühen für manche, aber das kann es doch nicht sein … nach dem Pokalgewinn von letzter Woche hatte ich schlicht mehr Euphorie erwartet.
Sind die guten Zeiten der letzten 12/15 Monate schon wieder vorbei? es waren Leute im Stadion, die ehrlich begeistert waren, dass Arsenal wieder mitmischt und sich entsprechend über Siege freuen konnten. Aber wenn man eben viele Siege holt, wird das zur Gewohnheit und die Erwartungshaltung ändert sich – jetzt hat Arsenal gefälligst wieder zu gewinnen und das nicht nur einfach so, sondern selbstredend überzeugend. Man hat schließlich ´Ambitionen´ und will was geboten kriegen … ach, verdammt, wie mich das ankotzt.Wie die ganzen Leute, die in Scharen selbst am frühen Nachmittag vor Abpfiff gehen, obwohl das Spiel gerade richtig spannend ist. Wieso gehen die überhaupt erst hin?
Merkt man, das mir das nicht so viel Spaß gemacht hat dieses Mal?
Zum Glück war ich nicht nur zum Fußball in London, wir haben einige unserer Lieblingsplätze aufgesucht, sogar einen Stadtteil neu für uns entdeckt (Bermondsey) und die Stadt genossen. Alles ohne Tube fahren oder auch nur einen Penny Bargeld auszugeben. Klar ist England und v.a. London immer mehr nur ein Ort für Leute mit Geld (die Preise sind teilweise nicht mehr feierlich), aber Digitalisierung schreibt man zumindestens nicht mit „Äh“ wie in Deutschland, sondern nimmt das ernst. Drüben sind die Verhältnisse umgekehrt und geneigte Pubs o.ä. haben Schilder mit „We accept cash“ am Start, selbst auf dem Markt oder auch beim Arsenal programme seller läuft nur kontaktloses bezahlen. Wie in Skandinavien. Auch spannend.
Als wir uns mal kurz fragten, wie denn wohl die Bettler (die immer mehr werden) in einer bargeldlosen Welt klarkommen, haben wir tatsächlich einen gesehen, bei dem man mit PayPal u.ä. zahlen konnte (kein Scherz). England, das Land (un)begrenzten Möglichkeiten –