„Guys, we play and we keep going. We don’t go back!“
Wo wir letztens gerade über Leader-Qualitäten geschrieben haben, hat Arsenal seinen Führungsspieler beim Sheffield-Spiel mal mit Mikro und Kamera verfolgt. Und wer dann noch meint, Xhaka kann das nicht, der beißt doch ziemlich auf Granit …
Extern ist Xhaka eher verbrannt als Leader, intern ist er seit eh und je einer der Anführer und das Team hat schlicht eine bessere (wenn überhaupt eine) Balance mit ihm im Team. Am besten ist er eigentlich, wenn er kaum auffällt und ganz souverän seiner Arbeit nachgehen kann. Sonntag glänzten Partey, Ceballos und Saka neben/mit ihm, er hat den Laden zusammengehalten. Wir haben endlich mal wieder ein gutes, selbstbewusstes Spiel aufgezogen, was direkt mal ne Erholung war beim zugucken. Klar, war nur der Tabellenletzte, aber gegen Slavia beim megawichtigen Spiel agiert das Team unsicher und voller Selbstzweifel nach der Pool-Klatsche, so dass man das nicht unbedingt erwarten konnte. Sheffield, okay, muss man jetzt eigentlich schlagen, haben wir ja auch, aber letzte Saison hat man noch gesehen, wie das gleiche Team mit Selbstvertrauen ganz andere Ergebnisse erzielt hat. Bei uns wieder deutlich zu sehen, dass es unseren Jungs klar besser liegt, wenn wir vorne mit Tempo agieren können, in die Kombinationen kommen und mit unserem variablen Spiel Unruhe erzeugen. Auch Ceballos deutlich verbessert, wenn er hauptsächlich offensiv unterwegs sein kann (oder lag es bei ihm an Sheffield?). So kann MA gerne auch in Prag aufstellen …
„Say No To Racism“ – schöner Spruch, mit dem die UEFA ja lustig hausieren geht. Glen Kamara hat das kürzlich machen müssen, Ergebnis: drei Spiele Sperre. Der tschechische Übeltäter hat gerade mal zehn Spiele bekommen (die unterste Grenze für rassistische Beleidigungen) – entschiedenes Vorgehen sieht anders aus …
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Kleiner historischer Exkurs: heute, am 14. April, vor 22 Jahren fand das Spiel statt, das die Geschicke im englischen Fußball, v.a. aber für Arsenal und Manchester United, bei anderem Ausgang enorm verändert hätte: Halbfinale im FA-Cup, AFC gegen ManU. Drei Tage vorher gab´s ein 0-0 (nach Verlängerung) im Villa Park. Das schon war ein Wahnsinnsspiel, auch ohne Tore. Jetzt das Replay, wieder im Villa Park, und es war ein epischer Gladiatorenkampf. In den Jahren damals war das Duell dieser beiden Übermannschaften der Liga stets der absolute „Rumble In The Jungle“ und gerade dieses Spiel war mit Sicherheit eines der besten, die England je gesehen hat. Atemberaubend spannend. Wir haben das Spiel so mit 4, 5 Goonern im Pub in Hamburg gesehen, zusammen mit gut 100 englischen Maurern, natürlich allesamt ManU-Fans. Stimmung elektrisch.
Das Spiel war oberstes Regal, beide gehen volles Tempo, Chancen hier wie da. Die machen das 1-0, Arsenal gleicht durch Bergkamp aus. Dann macht Anelka das 2-1, epischer Jubel, bis wir merken, dass plötzlich die Maurer jubeln – die Kameras hatten nur die jubelnden Arsenal-Spieler gezeigt, bis Stunden später der Bildregie auffiel, dass da noch ein Linienrichter was zu sagen hatte (war auch abseits ..). Ach. Dann flog Roy Keane vom Platz und grad als du denkst, dass sich ManU in die Verlängerung rettet, senst Phil Neville den unwiderstehlichen Ray Parlour im 16er um: Elfer in der 91. Minute. Mehr Drama geht eigentlich nicht. Und dann hält Peter Schmeichel gegen Dennis Bergkamp. Traumatisch. Bis heute …
In der Verlängerung hat Arsenal die großen Chancen und alles im Griff, dann ein krasser Fehlpass von Vieira, der eingewechselte Ryan Giggs rennt aus der eigenen Hälfte alles in Grund und Boden und schweißt den Ball unter die Latte. Im Pub: Pandemonium, nur nicht in unserer Ecke … das wars. ManU hatte dann gegen ein komplett harmloses Newcastle leichtes Spiel im Finale und zu allem Überfluss hat Arsenal am vorletzten Spieltag als Tabellenführer trotz drückender Überlegenheit und 675 Chancen bei Leeds United 0-1 verloren durch ein Tor in der letzten Minute (Hasselbaink) und dadurch auch die Führung verloren. Am letzten Spieltag musste ManU daher zwingend verlieren, der Gegner war aber dummerweise unser lieber Nachbar aus Nordlondon. Ganz komisches Gefühl … und das krasse war, dass die auch noch 1-0 in Führung gehen und ne Weile halten. Beckham hatte dann was dagegen, Spiel wurde gedreht und plötzlich hatten sie wie aus dem Nichts noch nen zweiten Titel in der Tasche. Unverdient. Noch abgefahrener wurde es ein paar Tage später, als sie, komplett platt und willenlos, eigentlich total unterlegen sind gegen Bayern, von denen aber nicht zerlegt werden und mit zwei Toren in der Nachspielzeit tatsächlich auch noch die CL gewinnen. Mehr Dusel geht eigentlich nicht …
Statt einem hochverdienten „Back-To-Back“-Double (hatten wir ja schon 1998 geholt) für Arsenal kam ManU, wie die Jungfrau zum Kind, sogar zum Triple. Die Spieler wurden Helden, der Trainer zum Sir und zur gottgleichen Überfigur in England, die die Schiris, Medien und FA in der Tasche hatte. Wäre alles anders gekommen, wenn, ja wenn, Dennis doch nur den Elfer verwandelt hätte … Arsenal und auch Arsene Wenger hätten sich die Anerkennung und den Respekt geholt, den sie verdient hätten. So hatten sie es versemmelt und galten als ´soft´. Die Folgeentwicklung wäre klar eine andere gewesen – auf beiden Seiten.
Ach ja, wäre, wäre, Fahrradkette … und schon 22 Jahre her…
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